Peter HENKEL
1908/09 erweiterte Düsseldorf erstmals seit dem Mittelalter seine Stadtgrenzen. Im Zuge der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung griff die Stadt auf ihr Umland über. 2009 jährte sich dieser Schritt, der das Gesicht Düsseldorfs nachhaltig verändert und die weitere Entwicklung der Stadt entscheidend geprägt hat, zum 100. Mal.
Der Düsseldorfer Geschichtsverein e.V. widmete diesem Jubiläum am 21. April 2009 zusammen mit dem Förderkreis „Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim e.V.“ im Gerresheimer Rathaus eine Tagung zum Thema „Gerresheim 1909: Eine Gemeinde und ihr Beitrag zur Düsseldorfer Stadtentwicklung“. Aus vier unterschiedlichen Blickwinkeln untersuchen für diesen Tagungsband eine Historikerin und drei Historiker die wirtschaftlichen Beiträge Gerresheims für die Gesamtentwicklung Düsseldorfs.
Die Betrachtung der Eingemeindung von 1909 am Gerresheimer Beispiel ist vom Düsseldorfer Geschichtsverein ganz bewusst gewählt worden, um zu betonen, dass Stadtgeschichte nicht nur die Geschichte der „Kernstadt“ ist, denn gerade auch die Stadtteile in Randlage haben entscheidende Impulse für die Düsseldorfer Stadtentwicklung geliefert.
Die Ursachen der Eingemeindung waren im weitesten Sinne wirtschaftlicher Natur, wie Prof. Dr. Clemens von Looz-Corswarem (Stadtarchiv Düsseldorf) im seinem Beitrag über die Eingemeindungsverhandlungen aus Düsseldorfer Perspektive nachweist. Mit diesen wirtschaftlichen Gegebenheiten befassen sich die folgenden Beiträge: Gerresheim lag an der ersten Eisenbahnstrecke Westdeutschlands zwischen Düsseldorf und Elberfeld und besitzt heute den ältesten Bahnhof auf Düsseldorfer Stadtgebiet. Prof. Dr. Horst A. Wessel (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) zeigt die Bedeutung der Eisenbahn für die Entwicklung Düsseldorfs von der verschlafenen Beamtenstadt zur pulsierenden Wirtschaftsmetropole. Heike Blumreiter (Stadtarchiv Düsseldorf) untersucht die Bevölkerungsentwicklung und Arbeitsmigration während der Industrialisierung am Beispiel Gerresheims, das in knapp 100 Jahren seine Bevölkerung in etwa verdreißigfachte, und korrigiert wichtige Aspekte des bisherigen Forschungsstandes. Dr. Peter Henkel (Stadtarchiv Düsseldorf) setzt den Beitrag der vornehmlich am Gallberg und der Bergischen Landstraße konzentrierten Ziegelindustrie zur Stadtentwicklung – ohne Ziegel keine Häuser für die wachsende Metropole – in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Als Abschluss stellt er in einem kurzen Überblick den im Aufbau befindlichen Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim vor, dessen Erfolge der Düsseldorfer Geschichtsverein auch durch diese Zusammenarbeit unterstützen möchte.
Im Stadtarchiv € 5,00