Jürgen Rainer WOLF (Hrsg.)
Die Kabinettskassenrechnungen der Kurfürstin Anna Maria Luisa von der Pfalz (1667–1743)
Ebenbürtig war sie ihm auf jeden Fall in ihrem hohen künstlerischen Sachverstand. Die prächtigen Sammlungen in den Bereichen Malerei, Bildhauerkunst, Goldschmiede- und Kunstgewerbe gelten als gemeinsame Leistung, beide besorgten die prächtige Ausstattung von Schlössern, beide waren eifrige Stifter zugunsten von Klöstern und finanzierten das kulturelle Leben im Düsseldorf der Jahre 1691 bis 1716 ganz erheblich. Noch bis 1805 war der legendäre Galeriebau am Burgplatz Heimstatt der höchst qualitätvollen Gemäldesammlung – dann wurde sie nach München abtransportiert, wo sie bis heute den Kern der Alten Pinakothek darstellt. Andere Kunstwerke fanden den Weg nach Florenz – dorthin war Anna Maria 1717 nach dem Tod ihres Gatten zurück gezogen -, nach Mannheim, Würzburg und an andere Orte.
Über die Ausgaben der Kurfürstin wurde in sogenannten „Kabinettskassenrechnungen“ sorgsam Buch geführt, denn damals wie heute regierte Geld die Welt, auch auf dem Kunstmarkt. Wir können anhand der vielen tausend Rechnungen ganz genau nachvollziehen, welche Mittel Anna Maria wann für welche Zwecke einsetzte, egal, ob mildtätige Spenden für Bedürftige, Zuwendungen an Kirchen, Gemälde- und andere Kunsteinkäufe zur Ausschmückung von Schlössern, Schmuck, Geschenke, Stoffe, Ausgaben für ihren Hofstaat, Geld für Gebäude etc. Alltägliches und Außergewöhnliches stehen hier nebeneinander. Mal werden Leder- und Schleiereinkäufe quittiert, dann Strümpfe, Druckkosten für ein Buch, Augsburger Silber, Röcke, Unterstützungsleistungen für die Hofoper, Pelze, Teetassen, Reisekosten usw.
Nur sehr selten sind solche Rechnungsbücher von Fürstinnen erhalten geblieben, schon gar nicht in dieser Vollständigkeit. Sie geben den Blick frei auf die Hofhaltung an einem großen deutschen Fürstenhof an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, sind aber weit mehr als eine bloße Aufstellung von Ausgaben, denn auch die Ehefrau eines Fürsten konnte über Aufträge und Stiftungen oder Schenkungen durchaus eine eigene Ausgabenpolitik betreiben, was sich gerade bei den Zuwendungen zeigt, die einen religionspolitischen Hintergrund haben. Heute sind sie eine einzigartige Quelle der Finanz-, Handels- und Wirtschaftsgeschichte.
Die Originalrechnungen befinden sich bis heute im Staatsarchiv Florenz und sind damit für die hiesige Forschung nur schwer zugänglich. Schon in den 1950er Jahren hatten daher der Düsseldorfer Geschichtsverein und das Stadtarchiv einen ersten Anlauf unternommen, um diese für die Geschichtswissenschaft ebenso wie für die Kunst- und Kulturgeschichte höchst wertvolle Quelle zu publizieren, und Mikrofilme der Kabinettskassenrechnungen anfertigen lassen, die bis heute im Stadtarchiv verfügbar sind. Im ersten Anlauf scheiterte das Projekt allerdings 1965 (die damalige Bearbeiterin hatte es aus gesundheitlichen Gründen nicht beenden können).
Es hat fast fünzig Jahre gedauert, bis sich mit Dr. Jürgen Rainer Wolf, dem ehemaligen Direktor des Sächsischen Staatsarchivs, ein profunder und ausgewiesener Kenner der Jan-Wellem-Zeit bereit fand, dieses große Projekt noch einmal ganz neu zu anzugehen. Er hat in nur knapp zwei Jahren über 4.600 Regesten – kurze, aber exakte Inhaltsangaben – aller Einträge der Kabinettskassenrechnungen verfaßt, die zusammen weit über 1.000 Seiten füllen.
3 Bände (Hardcover), zusammen 1.523 Seiten, mit zahlr. s/w-Abbildungen sowie einem farbigen Tafelteil und ausführlichem Index - 79,00 € (Mitglieder 59,00 €) zzgl. Versandkosten